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Peer-to-Peer-Energiehandel
Solche „Prosumer“ können ihre überschüssige Energie gegen ein festes Entgelt dem Markt zur Verfügung stellen. Alternativ haben sie die Möglichkeit, Energie direkt an Verbraucher (z. B. die eigenen Nachbarn) weiterzugeben. Damit hier nicht noch ein Mittelsmann wie ein Energieversorger oder Broker nötig ist, gibt es ein neues Geschäftsmodell: den Peer-to-Peer-Energiehandel.
Inhalt
Was bedeutet der Energiehandel von Peer zu Peer
Im Gegensatz zu B2B-Verbindungen (Business to Business), stehen beim P2P keine ganzen Unternehmen im Austausch, sondern einzelne (Privat-)personen. Immer mehr Privatpersonen erzeugen z. B. durch eigene Photovoltaikanlagen Strom – meist mehr als sie selbst verbrauchen. Den überschüssigen Strom können sie einem großen Energieversorger überlassen, der die Energie in seinem Stromnetz verwaltet. Sie nehmen so aktiv an der Wertschöpfungskette teil. Außerdem haben Prosumer die Möglichkeit, Energie oder Informationen direkt an Verbraucher zu geben. Dazu ist kein Mittelsmann oder Broker notwendig.
Kunden können ihren Strom so direkt bei den Produzenten einkaufen. Der klassische Stromlieferant übernimmt dabei nur noch die Rolle des Verwalters des Marktplatzes. Er realisiert die Vertragsgestaltung und -abwicklung. Durch den Peer-to-Peer-Energiehandel entstehen Synergieeffekte für alle Beteiligten: Der Produzent erzielt einen höheren Preis pro kWh als an der Strombörse. Kunden haben die freie Wahl zwischen den Stromanbietern und können sich bewusst und frei entscheiden.
P2P als Alternative zur EEG-Umlage
Die EEG-Umlage ist das herkömmliche Prinzip, mit dem die Energie der kleinen dezentralen Stromanbieter verwaltet wird. EEG steht abgekürzt für das Gesetz für den Ausbau erneuerbarer Energien. Das EEG sieht vor, dass Betreiber erneuerbarer Energie-Anlagen, die Strom in das Stromnetz der öffentlichen Versorgung einspeisen, eine festgelegte Vergütung erhalten. Sie erhalten diese Vergütung vom Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB). Das sind Dienstleistungsunternehmen, die die Infrastruktur überregionaler Stromnetze betreiben. Sie sorgen für eine bedarfsgerechte Instandhaltung und Dimensionierung und gewähren Stromhändlern/-lieferanten Zugang zu diesen Netzen. Nach dem EEG ist der ÜNB sogar dazu verpflichtet, den Strom von Anlagen für erneuerbare Energien zu einer festgelegten Vergütung abzunehmen.
Der ÜNB verkauft den eingespeisten Strom dann an der Strombörse. Um eine eventuelle Differenz zwischen den Stromproduktionskosten und dem Marktpreis auszugleichen gibt es eine Marktprämie.
Alle Stromverbraucher zahlen die EEG-Umlage über einen Anteil an ihren Strombezugskosten.
So funktioniert P2P
Der P2P-Energiehandel ist ein innovatives Geschäftsmodell, das sich Prosumern als Alternative zur Förderung durch die EEG-Umlage darstellt. Der Stromhersteller kommuniziert hier direkt mit dem Kunden und ist nicht auf den Übertragungsnetzbetreiber als Mittelsmann oder auf die festgelegte Vergütung angewiesen. Der Kunde auf der anderen Seite profitiert von der Nähe zum Hersteller und von der Transparenz, die damit einhergeht. So weiß er beispielsweise ganz genau, wo sein Strom herkommt.
Das Vertragsmanagement und die plattformseitige Realisierung der Verträge wird weiterhin vom den ÜNB bereitgestellt, allerdings hat er keinen Einfluss auf den Datenaustausch zwischen den „Peers“. Das garantieren die Schlüsseltechnologien Blockchain und Smart Contracts.
Das kann Blockchain
Die Blockchain ermöglicht es den Beteiligten des Peer-to-Peer-Netzwerks, Informationen sicher und dezentral zu übermitteln. Dazu wird eine Datenbank verwendet, die auf den Rechnern aller Beteiligten abgelegt ist und von allen gemeinsam genutzt wird.
Konkret funktioniert die Blockchain so: Ein Mitglied des Netzwerks initiiert einen Prozess, indem er einen Datensatz generiert. Die Datensätze werden als Blocks bezeichnet. Der Block muss dann von allen Rechnern im Netzwerk verifiziert und gespeichert werden, indem er verschlüsselt an eine Kette (Chain) der vorigen Datensätze angehängt wird. So entsteht die Blockchain.
Da die Blocks auf allen Rechnern des Netzwerks abgelegt und chronologisch miteinander verbunden sind, ist eine Manipulation durch den einzelnen ausgeschlossen. Dadurch sind Blockchains eine sehr sichere Möglichkeit der dezentralen Kommunikation.
Smarte Verträge in der Blockchain
Ein Peer-to-Peer-Netzwerk ist darauf ausgelegt, dass die „Peers“ ohne einen Mittelsmann Informationen austauschen und Geschäfte abschließen können. In Bezug auf Verträge ersetzt eine Software innerhalb der Blockchain den Mittelsmann. Sie heißt Smart Contract und kann beispielsweise so programmiert werden, dass sie nach Eingang einer festgelegten Zahlung, die Auslieferung einer Ware, in diesem Fall Energie, veranlassen kann. In dieser Form sind Smart Contracts vergleichbar mit Süßigkeiten-Automaten. Ein Kunde braucht keinen Verkäufer als Mittelsmann und kann darauf vertrauen, dass die Maschine ihm nach Einwurf einer Münze automatisch die gewünschte Ware liefert.
Der Vergleich hinkt allerdings etwas, denn: Beim Süßigkeiten-Automaten kann der Schokoriegel steckenbleiben. In dem Fall steht der Kunde ohne Münze und Ware da. Smart Contracts stellen dagegen sicher, dass die Bedingungen auf beiden Seiten eingehalten werden: Erst nach Eingang der vereinbarten Summe auf dem Konto des Herstellerst fließt automatisch der Strom – sollte kein Strom fließen, erhält der Kunde automatisch sein Geld zurück.
Da die smarten Verträge in der Blockchain abgespeichert sind, können nachträglich keine Details mehr verändert werden, was sie besonders sicher macht.
Prosumer und ihre Kunden können so also nahezu ohne eine dritte Partei Geschäfte untereinander abschließen. Dadurch sind sie flexibler und sparen Transaktionskosten.
Auf einen Blick: Vorteile des P2P Energiehandels
- Der Peer-to-Peer-Energiehandel bietet einige Vorteile für Prosumer und Verbraucher.
- „Peers“ können unter ihren eigenen Bedingungen Geschäfte abschließen
- Transaktionskosten werden minimiert – alle Beteiligten sparen Geld
- Transaktionen sind transparent und direkt
- Verbraucher können sich bewusst dafür entscheiden, woher sie ihre Energie beziehen und wen sie damit unterstützen möchten
Fazit
Der Peer-to-Peer-Energiehandel bietet kleinen Herstellern von nachhaltiger Energie eine Alternative zur Finanzierung durch die EEG-Umlage. Die Alternative ist insofern attraktiv für Prosumer, als dass sie ihre eigenen Bedingungen aufstellen und direkt mit ihren Kunden interagieren können und nicht von einem Mittelsmann abhängig sind. Zwei wesentliche Technologien, ermöglichen den modernen Energiehandel: Blockchain und Smart Contracts. Den herkömmlichen Energiedienstleistern kommt hierbei lediglich eine bereitstellende und verwaltende Funktion ohne Möglichkeiten des Eingriffs in die Peer-to-Peer-Geschäfte zu.
Die Vereinbarungen, die die beiden „Peers“ untereinander treffen, werden von Smart Contracts geltend gemacht. So wird automatisch erst dann Energie ausgeliefert, wenn ein bestimmter Betrag auf dem Konto des Herstellers eingegangen ist. Umgekehrt erhält der Kunde sein Geld automatisch zurück, wenn der Hersteller nicht liefern kann.
Mit dem Peer-to-Peer-Handel sind Hersteller und Kunden flexibler und können transparente Geschäfte unter eigenen Bedingungen abschließen. Transaktionskosten schrumpfen auf ein Minimum.
Haben Sie Fragen oder Anregungen zum Thema P2P? Wir freuen uns auf einen spannenden Austausch mit Ihnen.
FAQ
Was ist Peer to Peer Energiehandel?
Peer to Peer ist ein Netzwerk ohne feste Arbeitsstationen und Server. Dabei hat ein Peer to Peer-Netzwerk eine Reihe von Verbindungen, die zusammen als Server fungieren. Privatpersonen können so ihren erzeugten Strom einem großen Energieversorger überlassen, der die Energie in seinem Stromnetz verwaltet.
Wie funktioniert Peer to Peer?
Durch Peer to Peer nehmen Privatpersonen aktiv als „Prosumer“ an der Wertschöpfungskette teil. Sie haben die Möglichkeit, Energie oder Informationen direkt an Verbraucher zu geben, ohne einen Mittelsmann oder Broker einschalten zu müssen.
Was ist die Schlüsseltechnologie bei Peer to Peer?
Die Blockchain. Sie ermöglicht es den Beteiligten des Peer to Peer-Netzwerkes, Informationen sicher und dezentral zu übermitteln. Dazu wird eine Datenbank verwendet, die auf den Rechnern aller Beteiligten abgelegt ist und von allen gemeinsam genutzt wird.
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